ELISA EWERT, MARKUS HOFFMANN, RONA KOBEL

Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK Berlin | Group Show
Apr. 29 - May 14, 2016

Die Erinnerung der Oberflächen im urbanen Raum, die Erinnerung an die Transformation des Natürlichen und dessen inhärente Konsequenz für unsere Zukunft und eine zeitgenössische Archäologie medialer Ikonen in Porzellan: Die ausstellenden Künstler eint ihr Interesse für den Faktor Zeit sowie individuelle und kollektive Erinnerung, die sie auf virtuose Weise in ihren skulpturalen und fotografischen Arbeiten verhandeln.

ELISA EWERT
Elisa Ewerts Material sind die Oberflächen des zeitgenössischen urbanen Raums. Sie interessiert sich besonders für die Risse und Makel, Spuren von Alltag, Abnutzung und Überlagerung. Ihre neuen Werke bestehen vorwiegend aus Objekten, die diese Oberflächen thematisieren. Die Künstlerin erschafft mit ihren Skulpturen virtuose Meditationen zu Materialität, (Lebens-)Raum und Transformation: „die getünchte Fassade beginnt abzublättern, und die innere Materialität wird sichtbar.“ (Elisa Ewert im Interview mit Isabel Podeschwa)
Während sie in der Vergangenheit in ihrer malerischen Arbeit mit der Stofflichkeit von vibrierenden Oberflächen experimentierte, wirkt die poröse, aufbrechende Oberfläche nun in den Raum hinein. Der Gesamteindruck wird gesteigert, die Haptik wird räumlich und körperlich erfahrbar.
Weiche und organische Formen wie Keramik setzt sie in Kontrast zu geometrisch-linearen Stahlkonstruktionen, die ihre Funktionalität offen darlegen. In den von ihr vorgefundenen und thematisierten Momenten sieht sie einen notwendigen Bruch zu dem zunehmend rationalisierten und verdichteten homogenen urbanen Raum. Risse im öffentlichen Raum kommen in ihrem Werk der Offenlegung einer Wunde gleich; Zeichen der Zeit und Zeugnisse der menschlichen Hand, die sie erschaffen haben.
Elisa Ewert (*1984, Berlin) studierte in der Fachklasse für Malerei unter der Leitung von Prof. Burkhard Held an der Universität der Künste Berlin; 2013 absolvierte sie einen Auslandsaufenthalt an der Glasgow School of Art in Schottland. Sie präsentierte ihre Werke bereits im öffentlichen Raum sowie im Rahmen von Ausstellungen u.a. in der Galerie Villa Köppe, Berlin (2014), Senatsreservespeicher, Berlin (2014), Kunstraum Bethanien, Berlin (2012), Temporäre Kunsthalle Berlin (2010) und BHC Berlin (2008). Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

MARKUS HOFFMANN
Markus Hoffmanns mediales Spektrum reicht von konzeptueller Fotografie bis hin zu zeitbasierten Skulpturen und Installationen. Die Dynamik des Faktors Zeit, Ort, kollektive Erinnerung und individuelle Narrative bilden den Kern seines Anliegens, das zwischen Wissenschaft, Architektur und Kunst oszilliert.
Seine präzise konzipierten Werke entstehen oft im Prozess und verhandeln das Anthropozän und Themen von globaler Relevanz. Der Künstler macht mit Arbeiten wie „Tinder“ und „Memory“ verborgene biologische und physikalische Phänomene für den Betrachter sichtbar: er bringt ihre ephemere Mystik in eine minimale Sprache, die zunächst rätselhaft erscheint, und sich immer wieder neu erschließt.
Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit „Domarring“ beschäftigt sich hintergründig mit dem globalen Vorkommen von Uranmineralien. Diese werden formal auf Radioaktivitätssensitivem Papier angeornet und somit das unisichtbare „ der radioaktive Schatten des Gesteines sichtbar.
Markus Hoffmann (*1982, Passau) studierte Bildende Kunst am Institut für Raumexperimente der UdK Berlin. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen in namenhaften Institutionen präsentiert, darunter das Haus der Kulturen der Welt (2015), Neue Nationalgalerie Berlin (2014), Kunstsaele Berlin (2014), Vitamin Space, Guangzhou, China (2014), Schinkelpavillion Berlin (2013), sowie im Rahmen des Addis Abeba Foto Festival, Addis Abeba, Äthiopien (2012).

RONA KOBEL
Rona Kobel arbeitet mit Fotografie und Skulptur und übersetzt Bilder der visuellen Kultur unserer Gegenwart in Porzellan – eine umfassende Studie zu kollektiver Erinnerung, Spektakel und medialen (Schönheits-) Idealen.
Im Rahmen ihrer Serie „shining recollection“ fertigte Rona Kobel u.a. eine Büste von Bibi Aisha Mohammadzai in KPM Porzellan - eine junge Afghanin, die von den Taliban 2009 brutal verstümmelt wurde-, ebenso goss sie eine Skulptur des verhüllten Abdou Hussain Saad Faleh, der im Gefängnis Abu Ghureib brutale Folterung erfuhr. Eindringliche und gewaltvolle Bilder, die von den Medien spektakulär inszeniert wurden, werden in der verführerischen Oberfläche des Porzellans sublimiert und ironisiert zugleich. Omnipräsente Bilder von Krieg und Terror verwandelt Rona Kobel in ganz eigene, fragile und doch kraftvolle Ikonen, die stets einen Moment der Irritation erzeugen.
Rona Kobel studierte von 2008 - 2014 bei Katharina Sieverding und Leiko Ikemura an der Universität der Künste Berlin. Sie präsentierte ihre Arbeiten bereits in zahlreichen Ausstellungen, darunter das Elektrohaus, Hamburg (2015), die Galerie Kornfeld und 68 projects, Berlin (2015), Wiensowski & Harbord, Berlin (2014), NGBK und Kunstquartier Bethanien, Berlin (2014). Von 2014 - 2016 erhielt sie eine Förderung der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

Exhibition Text / CV / Floorplan:
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